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Grimmelshausenpreis

Der Grimmelshausen-Preis wird seit 1993 in jedem ungeraden Kalenderjahr vergeben, wobei der Ort der Verleihung jeweils zwischen Grimmelshausens Geburtsstadt Gelnhausen und Renchen wechselt, wo der berühmte Autor des „Simplicissimus Teutsch“ im Jahre 1676 verstarb. Gemeinsam mit den beiden Städten stiften die Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen die Auszeichnung. Mit dem Preis zeichnet die Jury Autorinnen und Autoren aus, die mit einem in den vorausgegangenen sechs Jahren erschienenen erzählerischen Werk einen bemerkenswerten Beitrag zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geleistet haben und somit in der literarischen Tradition des berühmten Namensgebers stehen. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert. 

Der Grimmelshausen-Förderpreis, der mit 2.500 € dotiert ist,  wird seit zehn Jahren von den Kommunen Renchen und Gelnhausen vergeben in Zusammenarbeit mit den Sparkassen und dem Museum für Literatur am Oberrhein Karlsruhe.

Grimmelshausen-Preisträger

Jury-Mitglieder 2021

Dr. Jürgen Glocker (Literaturwissenschaftler, Jury-Mitglied seit 2021)
Hans Sarkowicz (Frankfurt, Hessischer Rundfunk, Jury-Mitglied seit 2011)
Dr. Beate Laudenberg
 (PH Karlsruhe, Jury-Mitglied seit 2017)
Bürgermeister Daniel Chr. Glöckner (Gelnhausen, beratendes Mitglied)
Sabine Berger (Organisatorin, Renchen)
Elisabeth Volck-Duffy (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, beratendes Mitglied)
Bürgermeister Bernd Siefermann 
(Renchen, beratendes Mitglied)
Ariane Limberg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst BW, beratendes Mitglied)

Bildnachweis: © Susanne Schleyer/Suhrkamp Verlag

Grimmelshausenpreis 2021

Den mit 10.000 Euro dotierten Grimmelshausen-Preis 2021 erhält der 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geborene Christoph Nußbaumeder für sein Romandebut „Die Unverhofften“. Der bereits vielfach ausgezeichnete Dramatiker, der Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin studiert hat, wo er heute auch lebt, entfaltet darin eine weitverzweigte süddeutsche Familiensaga um Liebe, Lügen, Verletzungen, Verlust und Erfolg. Der in der Tradition der „Buddenbrooks“ stehende Roman setzt an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein und reicht bis in unsere Tage.

Die Jury würdigte insbesondere Nußbaumeders langen epischen Atem. Mit leichter Hand gelinge es ihm, nicht nur die vielfältigen Verstrickungen einer Dynastie aus der bayerischen Glas-, Holz- und Immobilienwirtschaft zu schildern, sondern zugleich ein deutsches Jahrhundert zu erzählen: von der Kaiserzeit über die beiden Weltkriege und den Nationalsozialismus bis hin zur Bundesrepublik und zur DDR. Der Wandel des Zeitgeists über die Jahrzehnte hinweg werde in einer ebenso präzisen wie sensiblen Sprache erfasst. Die lebendigen Dialoge verrieten den versierten Theatermann. Mit Hilfe zahlreicher kunstvoller Motivverknüpfungen sei es Christoph Nußbaumeder gelungen, seinen umfangreichen Roman zu strukturieren und zusammenzuhalten: „Ein großes Lesevergnügen, ein im Wortsinn bedeutendes Buch!“

Bildnachweis:Schirin Moaiyeri

Grimmelshausen-Förderpreis 2021

Den mit 2.500 Euro dotierten Grimmelshausen-Förderpreis 2021 erhält die 1989 in Böblingen geborene, seit 2016 in Berlin lebende Sheree Domingo für ihr Debüt „Ferngespräch“.
In diesem Comic erzählt die Absolventin der Kunsthochschule Kassel und der LUCA School of Arts Brüssel in farbintensiven Bildern und pointiert gesetzten Dialogen von Arbeitsmigration und Alterseinsamkeit. Im Zentrum der beeindruckenden Dreigenerationengeschichte steht die Tochter einer eingewanderten Pflegerin. Dank der kindlichen Perspektive werden auch Glücksmomente in der harten Realität von Arbeiten, Leben und Sterben im deutschen Altersheim und in der philippinischen Heimat der Mutter sichtbar.
Das 95 Seiten umfassende Buch fokussiert bereits vor Ausbruch der Pandemie ein ‚systemrelevantes‘ Lebens(abend)- und Arbeitsumfeld. Denn es erschien schon 2019 in der zum diesjährigen Verlag des Jahres ernannten Schweizer Edition Moderne.